Ein Roadtrip fast bis nach Kirgistan und China (Kazakhstan II)

Fast hätte ich geglaubt nach der Rollertour in Sri Lankaletzten Sommer könnte mich nichts mehr erschüttern. Falsch geglaubt. Kasachische Strassen können einem im wörtlichen Sinn erschüttern. Ein Post über holprige Strassen und vermutlich den besten Weg Kazakhstan zu bereisen.

Die Aktau Berge im Altyn-Emel-Nationalpark
Rent-a-Car oder wie es schön in Russisch heisst «Awto Prokrat» würde alleine diesen Post füllen: Die meisten Strassen im Land sind eher kurzlebig (dafür sehr schnell) gebaut worden. Sie wirken wie ein Farbkatalog von grau bis schwarz mit der Bonusfarbe «Schlagloch» und sind deshalb fast zwingend mit einem SUV zu befahren. Entsprechend besorgt sind die Autovermieter, dass das Auto nach einigen tausend Kilometern schrottreif ist.
Lustige Regeln grosser Autovermieter wie «max. 150 km pro Tag», «max. 5 km aus der Stadt fahren» oder hohe Preise sind die Folge. Kleine Hinterhofanbieter boomen wie der Tourismus.

Unsere «Lexi», ein Lexus SUV 4x4, gilt als stabiles, komfortables Auto wie mir einige Kazakhs erklären. Der russische Vermieter, Typ «Stasi». Er überwacht alle Fahrzeuge mit einem GPS-Tracker. Nach zäher Verhandlung kostet uns der Spass 140'000 Tenge (ca. 400 Franken, für 4 Personen) für unsere Route. Je nach Strassenzustand kostet die gleiche Strecke mehr oder weniger. Unsere eher mehr.

Einen Tag später wissen wir auch weshalb: Die Querrillen der Kiesstrassen auf gut befahrenen Nationalstrassen und 12 km Bergweg der Sorte «Mit-dem-Pferd-geht’s-schneller-als-mit-dem-Auto» lockern gerne Schrauben oder bohren sich in das dünne Gummiprofil der Reifen. Dank Fahrtraining im kanadischen Outback, geht’s ohne Platten.

Staubiges Heck. Und Fingerpainting über Studenten und meine Autoliebe ...

Einen weiteren Tag später lädt der staubige hintere Teil zum finger painting. Das Fahren ist schwierig, Erfahrungen mit Computergames aus der elektronischen Steinzeit helfen allen bösen Monster(löcher)n auszuweichen.

Die Belohnung für die ganzen Fahrstrapazen sind wenig Verkehr, Rückenmassage durch das Auto und einen fantastischen Ausblick auf hunderte Kilometer kasachische Steppe und spannende geologische Strukturen. Letzteres ist sehr ernst gemeint. Wirklich. Nach dem Grand Canyon und Stonehenge gibt es im Süd-Osten an der Grenze zu Kirgistan und China imposante Berge und tiefe Klüfte. Wer mehr geologisches Know-how von mir erwartet, ich muss passen. Fehlender Russisch-Kenntnisse und beschränkte Begeisterungsfähigkeit für Steine sind gute Ausreden.

Interessanter fand ich eher die Tankstellen. Es gibt ca. fünf verschiedene Qualitäten Benzin. Alles von Oktan 80-96. Preislich sind alle okay, circa 130 bis 170 Tenge pro Liter, 38 bis 50 Rappen pro Liter. Ich bin mir nicht sicher, ob «Lexi» auch mit Oktan 80 fährt, unter 92 getrauten wir uns nichts zu tanken.

An Tankstellen ist auch immer Umschlagplatz für shared taxis. Und in Kazakhstan ist jedes Auto Taxi. Wir verdienen einmal 500 Tenge (1.30 Franken), weil wir einen Automechaniker mitnehmen. Ansonsten helfen wir nur Backpackern.
Eine Einkommensquelle ist das Taxi spielen aber allemal. Hitch-hiking ist Alltag, der mittlere Besetzungsgrad der Autos bei ca. 3 Personen. Ein feuchter Traum für jeden Verkehrsplaner.




Spass auf dem Highway, wenn gerade kein Auto kommt.

Soooo, und dann noch ein bisschen Antifreez.

König der Schüttelstrassen

Steppe & Strasse gehen fliessend ineinander über.
Charyn-Canyon: So imposant wie der grosse Bruder in den USA:


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